Onlinebericht von “Eurotransport” am 31. August 2020
https://www.eurotransport.de/artikel/transco-sued-setzt-auf-kombinierten-verkehr-krisensichere-schiene-11167282.html
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Das Wahrzeichen der Stadt liegt genau in der Sichtbahn des Krans: Der Hohentwiel, Hausberg der Stadt Singen mit markanter Festungsruine, wacht auch über die Aktivitäten im südlichsten Hupac-Terminal in Deutschland. Einer der größten Kunden von Hupac ist das Unternehmen Transco Süd Internationale Transporte, bei dem die Bahnverladung Teil der Unternehmensstrategie ist. In der Coronapandemie hat sich dies bewährt.
Regelmäßig von Singen nach Busto Arsizio
Das Ziel ist Italien. Singen–Busto Arsizio ist quasi die Hausstrecke für die Schienentransporte von Transco. Das Unternehmen ist vor Ort in dem Terminal nahe Mailand sowie in Florenz mit einer eigenen Niederlassung vertreten. Vor allem in den zurückliegenden Wochen, als wegen der Coronapandemie viele Lieferketten unterbrochen waren, habe sich der Transport im Kombinierten Verkehr bewährt, berichtet Christian Bücheler, geschäftsführender Gesellschafter. „In diesen Zeiten haben wir alle Italientransporte über die Bahn abgewickelt. Normalerweise liegt die Ratio bei 80 Prozent Bahn und 20 Prozent Straße.“
Grund: Auf einen Schlag stieg das Aufkommen. „Viele Kunden haben nochmals ihre Lager befüllen wollen, das haben wir vor allem in den letzten Märztagen bemerkt.“ Viele Lkw-Fahrer wollten aufgrund der Pandemie auch nicht nach Italien und schon gar nicht in die besonders betroffenen Gebiete im Norden. „Wir haben daraufhin sogar Freiwillige gesucht“, sagt Bücheler. Kunden wiederum verlangten, dass Fahrer, die per Lkw in Italien zugestellt hatten, vor einem Wiedereinsatz eine Quarantänepause machen sollten. Auch bei Vor- und Nachlauf durch die italienischen Partner habe sich die Pandemie bemerkbar gemacht, erzählt Bücheler. Die Touren dauerten zum Teil viel länger, weil Fahrer in besonders stark betroffenen Gebieten Polizeikontrollen inklusive Fiebermessen über sich ergehen lassen mussten.
Pünktlich auf der Schiene
Positiv hingegen war die Pünktlichkeit auf der Schiene, auch wegen der geringeren Frequenz – es waren weniger Personenzüge unterwegs. „Tatsächlich hat sich die Zuverlässigkeit sogar schon seit Jahresbeginn verbessert. Aufgrund des Gotthardtunnels funktioniert jetzt vieles besser, auch die Zufahrten“, sagt Bücheler.
Zu normalen Zeiten würde Transco mit seinen täglichen Sendungen allein schon einen ganzen Zug füllen, verteilt sie aber auf die täglich drei Abfahrten ab dem Hupac-Terminal in Singen.
Dabei befördert das Unternehmen, das Aktionär des Schweizer KV-Operateurs Hupac ist, mehr aus Italien nach Deutschland und dann weiter nach Resteuropa als andersrum. Aus dem Süden kommen dabei Steinprodukte und Fliesen, Sanitärprodukte und Gebrauchsartikel sowie Automotiveprodukte. Für einen Hersteller aus Deutschland etwa erfolgt die Beschaffung aus Italien allein über die Bahn. Lediglich solche Güter, die strengen Lieferfristen unterliegen und bei denen die Transportzeit absolut zuverlässig eingehalten werden muss, werden noch per Lkw über die Alpen gebracht.
Keine Mautkosten im Hauptlauf
Die Vorteile des KV liegen für Bücheler klar auf der Hand: keine Mautkosten im Hauptlauf, die Fahrtzeit im Lkw entfällt und auch die teure Schweizer Maut LSVA. Allein 250 Autobahnkilometer hat der Transit durch die Schweiz. Die LSVA in Höhe von 0,9 Franken pro Streckenkilometer/Euro VI schlägt also beim Straßentransport kräftig zu Buche. „Die Bahn ist also nicht in jedem Fall teurer, hat aber den Vorteil, dass man vier Tonnen mehr laden kann.“
Aber: Das KV-Segment braucht Erfahrung, das passende Equipment und auch ein bisschen Flexibilität. „Wenn es etwa zu einer Unterbrechung der Strecke kommt, dann fehlen wegen des Zeitversatzes diese Einheiten bald anderswo – da muss man schnell reagieren können“, sagt Bücheler.
Eigene Bahntochter in Ungarn
Das hat das Unternehmen nicht davon abgehalten, zu Jahresanfang in Ungarn eine eigene Bahntochter zu gründen. Zwei Schwerpunkte sind für die Unternehmung geplant.Einmal der Automotivebereich, wo der Transport von Teil- und Fertigprodukten sowie auch von Recyclingabfällen per Bahn erfolgen kann, sowie der Transport von Massengut aus dem Agrarbereich.
Aufgrund der Pandemie läuft das Geschäft aber mit Verzögerung an. Laut Bücheler sind auch in anderen Bereichen Umsatzrückgänge spürbar – für alle Bereiche im April und Mai bis zu 25 Prozent, wobei das Geschäft mit Italien und Großbritannien am meisten betroffen war. Erst seit Juni schließt sich die Lücke langsam wieder. „Mehr als 90 Prozent des Vorjahresumsatzes sind wohl dieses Jahr nicht drin“, sagt der Unternehmenschef. Lediglich am Standort Gottmadingen, wo Transco die Produktionslogistik für einen Automobilkunden abwickelt, mussten Mitarbeiter in die Kurzarbeit, während die Transco-Geschäftsbereiche Lebensmittellogistik und Pharma wie gewohnt weiterliefen. Trotz Coronakrise hat Transco sogar ein Logistikprojekt mit einem neuen Kunden vorantreiben können, das demnächst spruchreif sein soll. Dabei übernimmt der Logistikdienstleister für einen Hersteller von Hightech-Anlagen das Lager und die Produktionsversorgung per Shuttleverkehr ins Werk.
Forderungen für den KV
Wunschkatalog von Christian Bücheler, geschäftsführender Gesellschafter von Transco Süd:
- .„Vor- und Nachlauf im KV sollten aufgrund der Nachhaltigkeit des Transports mautfrei sein.“
- „Zuverlässigkeit und Verlässlichkeit erhöhen – zum einen durch eine höhere Zugfrequenz, zum anderen durch mehr Transparenz und präzisere Informationen.“
- „Das KV-Angebot muss noch breiter aufgestellt und die Transportzeit verkürzt werden. Warum sollten wir den Trailer von Singen nach Berlin nicht auf die Schiene bringen? Aber solange sich das Lager noch auf der Straße befindet, darf der Bahntransport nicht drei Tage länger unterwegs sein.“
Alternative Antriebe
Das Thema Nachhaltigkeit treibt Transco auch über den Einsatz alternativer Antriebe voran.
CNG: Sechs Fahrzeuge sind an verschiedenen Standorten im Begegnungsverkehr im Einsatz.
LNG: Vier Fahrzeuge hat Transco im Einsatz. Mit der Ausweitung des Tankstellennetzes soll sich auch die Fahrzeugzahl erhöhen.
Batterieelektrisch: Transco testet bei einem Kunden einen 40-Tonner im Werkverkehr. Aufgrund der Reichweite wird es bei einem Test bleiben.
„Die Bahn ist nicht in jedem Fall teurer“Christian Bücheler, geschäftsführender Gesellschafter Transco Süd